Daten und Fakten: Welche und wie viele Publikationen wurden gefördert und mit welchen Mitteln?
Bis zum Ende der Pilotphase des Fonds sind 30 geförderte OA-Publikationen von Autor*innen bzw. Herausgeber*innen aller acht Brandenburger Hochschulen erschienen. Insgesamt wurden 68 Anträge auf Förderung gestellt, von denen 51 bewilligt werden konnten – eine Reihe dieser Publikationsprojekte befindet sich noch im Veröffentlichungsprozess.
Im Schnitt betrug die Förderhöhe pro Publikation etwas mehr als 5.500 EUR (inkl. Mwst.). Die Gesamthöhe der Förderung betrug 268.578,61 EUR. Die aus dem Fonds getragenen Kosten sind transparent über die Initiative OpenAPC einsehbar. (Hinweis: Aufgrund der Aufnahmekriterien von OpenAPC wurden einige Publikationen nicht gemeldet, z. B. einzelne Beiträge in Sammelbänden. Dadurch gibt es Abweichungen zwischen den dort sichtbaren und den hier angegebenen Kostendaten.).
Alle Publikationen sind parallel als Printausgabe erschienen und verteilen sich auf insgesamt 22 Verlage, was ganz im Sinne des für den Fonds vorgesehenen Prinzips der Bibliodiversität ist. Dreizehn Monografien basieren auf Dissertationen.
Zwischen Antragstellung und Erscheinen einer Monografie vergingen im Schnitt sieben Monate, wobei es eine große Spannbreite gibt: Einzelne Publikationen erschien bereits gut 2 Monate nach Antragstellung, bei einigen verging deutlich mehr als ein Jahr. Ursächlich dürfte der jeweils unterschiedliche Entwicklungsstand der Publikationsprojekte zum Zeitpunkt der Antragstellung sein.
Bei der Verteilung der Themen auf die Wissenschaftsdisziplinen dominieren die Geisteswissenschaften mit ca. 53 %, gefolgt von den Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften mit ca. 35 % der Publikationen. Besondere Schwerpunkte sind Literatur- und Sprachwissenschaft sowie Soziologie. Der Rest entfällt auf Themen aus den Ingenieur- und Naturwissenschaften, der Mathematik sowie der Architektur.
Entwicklung der Förderbedingungen und Workflows
Mit dem Betrieb des Fonds ging viel Entwicklungsarbeit einher: Auf strategischer Ebene mussten die Förderbedingungenfestgelegt und für deren Operationalisierung die Workflows für die Antragsbearbeitung – vom Online-Antragsformular bis zum Finanzcontrolling – entwickelt werden. An den acht vom Fonds begünstigten Hochschulen bestehen sehr unterschiedliche disziplinäre Schwerpunkte und Fächerkulturen sowie damit einhergehend heterogene Bedarfe. Auch die institutionellen Bedingungen unterscheiden sich deutlich von Einrichtung zu Einrichtung. Um dem Rechnung zu tragen, erfolgte kontinuierlich eine enge Abstimmung mit den Hochschulen über die Fonds-Arbeitsgruppe.
Als erster landesweiter Publikationsfonds konnten wir bei der Umsetzung kaum auf Vorbilder und Vorerfahrungen zurückgreifen. Daher mussten die zum Start des Fonds entwickelten Förderbedingungen anhand der Erfahrungswerte aus der laufenden Förderpraxis kontinuierlich nachgeschärft werden. Daneben orientierten wir uns bei der Weiterentwicklung unter anderem an den "Qualitätsstandards für Open-Access-Bücher" der Arbeitsgemeinschaft der Universitätsverlage. Der kollegiale Austausch in der Fokusgruppe „Open-Access-Monografienfonds“ von open-access.network bot eine zusätzliche Möglichkeit für Reflexion und Abgleich – auch im Sinne einer Harmonisierung der Bestimmungen verschiedener Fonds. Durch die Veröffentlichung auf den Repositorien der angeschlossenen Einrichtungen wurde die dauerhafte Verfügbarkeit der Publikationen nachhaltig gesichert.
Zusammenarbeit mit Autor*innen und Verlagen
Ein wichtiges Ziel war, die Antragstellenden so weit wie möglich von administrativen Aufgaben im Zusammenhang mit der Finanzierung ihrer Open-Access-Veröffentlichung zu entlasten. Dabei gleichermaßen die Einhaltung der Förderkriterien zu gewährleisten, war nur durch gute Kommunikation und teils auch Vermittlung zwischen den Autor*innen und ihren Verlagen möglich.
Vor allem die Kostentransparenz, also die Aufschlüsselung der für die Kosten erbrachten Leistungen durch die Verlage, war als eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine Förderung ein häufiger Diskussionspunkt. Die uns im Rahmen der Antragstellung zur Verfügung gestellten Kostenaufschlüsselungen haben wir in anonymisierter Form veröffentlicht.
Auch die Open-Access-konforme, autor*innenfreundliche Ausgestaltung der Verlagsverträge – ohne die Übertragung ausschließlicher Nutzungsrechte von Autor*in auf den Verlag – erforderte häufig mehrere Kommunikationsschleifen.
Es gibt erkennbar noch immer große Unterschiede im Verständnis der Verlage hinsichtlich einer „guten Open-Access-Praxis“. Viele Verlage erkennen aber mittlerweile, dass eine Open-Access-Ausgabe in keiner Hinsicht nachteilig ist. Sie präsentieren diese selbstverständlich als gleichwertig, kümmern sich um einen guten Nachweis, z. B. über die Listung im Directory of Open Access Books (DOAB), und stellen Metadaten unter offener Lizenz bereit. Es gibt jedoch auch noch einige Verlage, die (aus öffentlichen Mitteln finanzierte) Open-Access-Versionen im Vergleich zur Printausgabe oder auch einer eventuellen kostenpflichtigen digitalen Version einer Monografie auf ihren Verlagswebsites eher „verstecken“. Auch kommt es vor, dass die korrekte DOI-Registrierung nur mit großer Verzögerung vorgenommen wird. In den meisten Fällen konnte jedoch mit den Verlagen eine Lösung solcher punktuellen Unstimmigkeiten erzielt werden.
Viele Antragsteller*innen gaben uns positives Feedback für die mit der Förderung einhergehende Beratung und Unterstützung durch die VuK, etwa zu Themen wie Creative-Commons-Lizenzen, möglicher Kofinanzierung oder auch Verlagsverträgen. Das freut uns und bestätigt unsere Vermutung, dass es einen großen Bedarf an solcher Unterstützung in der Zusammenarbeit mit den Verlagen gibt, nicht nur im Hinblick auf „gute Open-Access-Praxis“. Aus den aufgekommenen Fragen haben wir ein FAQzusammengestellt; wir machen aber immer wieder die Erfahrung, dass jeder Antrag ein Einzelfall und der persönliche Kontakt mit den Autor*innen unerlässlich ist.
Fazit
In der Bilanz zeigt der Publikationsfonds für Open-Access-Monografien nach knapp drei Jahren Pilotphase eine erfolgreiche Entwicklung und bestätigt den in der Open-Access-Strategie des Landes Brandenburg postulierten Bedarf an einem solchen Förderinstrument. Dies wird deutlich durch die Fortsetzung des Fonds in 2024 aus Mitteln des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur Brandenburg nach der erfolgreichen Evaluation der VuK im Jahr 2023. Der Fonds, weiterhin durch die VuK in enger Abstimmung mit den Hochschulen koordiniert, ist ein wichtiger Baustein der Open-Access-Transformation im Land Brandenburg und sorgt nicht zuletzt für eine größere Sichtbarkeit der Forschung im Land.
Die Förderung wirkt als Anreiz für Verlage, ihre Geschäftsmodelle im Sinne einer "guten Open-Access-Praxis" standardkonform und transparent zu gestalten und weiterzuentwickeln. Auch sie transformieren sich deutlich in Richtung Open Access. In vielen Fällen sind sie konstruktive Partner. Gerade bei den zurückhaltenderen Fachdisziplinen bieten die Open-Access-Programme der Verlage einen Anreiz, der unmittelbar in die Publikationskulturen zurückwirkt. Auch das unterstreicht die Wirksamkeit eines Publikationsfonds, wie ihn das Land Brandenburg anbietet.
Zugleich machten die Fonds-Aktivitäten den hohen Bedarf an allen acht Einrichtungen sichtbar: sowohl monetär als auch im Hinblick auf eine fachliche Begleitung und Unterstützung. Der Kommunikationsaufwand ist oft schwer vorab abschätzbar und in der Bilanz auch bei etablierten Workflows hoch. Derzeit verfügt auch noch keine der acht Einrichtungen über dezidierte Mittel für die Förderung von Open-Access-Monografien.
In unseren Erfahrungen spiegelt sich auch eine Herausforderung der Open-Access-Transformation: Mit der steigenden Akzeptanz steigt auch die Nachfrage. Dies macht eine ständige Überarbeitung und Anpassung der Unterstützungs- und Fördermodelle notwendig, da bei begrenztem Mitteln zur Förderung zugleich auch eine offene und ausgewogene Teilhabemöglichkeit ganz im Sinne der Openness abgesichert werden soll.
Die gestiegene Präsenz des Themas Open Access an den Einrichtungen und die wachsende Rolle der Hochschulbibliotheken in diesem Zusammenhang sind besonders in den geistes- und sozialwissenschaftlichen Bereichen spürbar. Diese Entwicklungen zeigen eine außerordentlich positive Perspektive für die Zukunft des Open-Access-Publizierens in Brandenburg und von Open-Access-Büchern im Speziellen - ganz im Sinne einer diversen, nachhaltigen und wissenschaftsgeleiteten Open-Access-Transformation.
Die Vernetzungs- und Kompetenzstelle Open Access Brandenburg (VuK) hat auf Github einen Datensatz mit verlagsseitigen Kostenaufschlüsselungen zu insgesamt 33 Fördervorgängen in anonymisierter Form veröffentlicht. Grundlage sind die Daten zu Open-Access-Büchern, die in den Jahren 2021 bis 2023 durch den Publikationsfonds für Open-Access-Monografien des Landes Brandenburg gefördert wurden.
Ein aktueller Literaturhinweis: Am 08. Februar 2024 erschien ein sehr übersichtlich aufbereiteter und damit umso mehr als Überblick und Handreichung zur empfehlender Leitfaden zum Thema „Zweitveröffentlichungen“. Er entstand im Rahmen der Fokusgruppe Zweitveröffentlichung von open-access.network und richtet sich an die Mitarbeitenden von Publikationsservices in Wissenschaftseinrichtungen.
Die Publikation setzt sich mit dem Diskurs zum städtebaulichen Denkmalschutz in Teheran und darüber hinaus auseinander. Indem der historische Verlauf der Erhaltung und Planung des städtischen Kulturerbes im Iran nachgezeichnet wird, werden komplexe Dynamiken in der Stadtentwicklung und -planung beleuchtet, insbesondere im Kontext des sich wandelnden städtischen Erbes. Die Monografie bietet einen tiefgreifenden Einblick in die Herausforderungen und Potenziale bei der Bewahrung und Transformation des städtischen Erbes im heutigen Iran und darüber hinaus.
Durch ihre Anwendung in Diagnostik, Prävention und im Zuge der (Selbst)Überwachung von gesundheitlichen Aspekten nimmt Biosecurity an Bedeutung zu. Die Publikation setzt sich mit der Schnittstelle von Gesundheit, Sicherheit und Identität auseinander und analysiert zu diesem Zweck eine Vielzahl von Texten, von Biografien zu Belletristik. Die Konzepte und Praktiken der Biosecurity werden beleuchtet und deren Auswirkungen auf das individuelle Selbstverständnis hinterfragt. Offizier untersucht, wie "biosecurity narratives" und Maßnahmen unser Verständnis von Gesundheit und persönlicher Sicherheit beeinflussen und gleichzeitig Identitätskonstruktionen formen.
Bereits vor einem Jahr erschien ein interessantes Interview mit Simone Fulda, Präsidentin der Universität Kiel und Leiterin der Kommission für Forschungsinformationen in Deutschland (KFid) zum
Kerndatensatz Forschung (KDSF)
. Im Rahmen des Open Access Monitorings Brandenburg (OAMBB) wird der KDSF auch bereits eingesetzt, auch wenn die Daten zum aktuellen Stand erst von einer Einrichtung bereitgestellt werden können.
Erst vor Kurzem haben wir darauf hingewiesen, dass wir die Open Access Smalltalks der Vernetzungs- und Kompetenzstelle Open Access Brandenburg vorerst on demand anbieten wollen. Und prompt stellt sich ein Bedarf ein.
Der Bericht mit den Empfehlungen zur Weiterentwicklung des Hochschulsystems des Landes Brandenburg des Wissenschaftsrat ist fraglos das erste wissenschaftspolitische Großereignis für das Land im noch jungen Jahr 2024. Mit einem Umfang von mehr als 600 Seiten (mit Anlagen) zeigt er schon einmal zwei Dinge: Erstens, dass Brandenburg eine ausgeprägte Hochschullandschaft besitzt.