Es gibt einen neuen Meilenstein der Förderung der Open-Access-Transformation auf der Ebene der Bundesländer. Denn im Juli legte das Land Mecklenburg-Vorpommern eine eigene landesbezogene „Open-Access-Strategie für Wissenschaft und Forschung in Mecklenburg-Vorpommern“ vor, in der Open Access als „eine zentrale Säule der digitalen Transformation der Hochschulen und von Wissenschaft und Forschung insgesamt“ verstanden wird.
NeuerscheinungenOA PublikationsfondsBTU Cottbus-SenftenbergKulturtheoriePublikationsfonds Für Open-Access-Monografien Des Landes BrandenburgAndere Sozialwissenschaften
Im vergangenen Quartal erschienen zwei weitere Open-Access-Monografien, deren Publikation mit Mitteln des Publikationsfonds des Landes Brandenburg unterstützt wurde. Die Förderung ermöglicht die freie Verfügbarkeit der Titel, die sich mit aktuellen Themen aus Philosophie und Stadtforschung auseinandersetzen.
Verschwörungserzählungen aus philosophischer Perspektive
David Heering (Universität Potsdam) untersucht in seiner Monografie Im Sog der Fiktionen: Zur Philosophie von Verschwörungstheorien die philosophische Beschaffenheit von Verschwörungstheorien. Er argumentiert, dass es sich dabei nicht um Theorien im wissenschaftlichen Sinne handelt, sondern um fiktionale Erzählformen, die weniger geglaubt als rezipiert werden. Diese Interpretation ermöglicht einen differenzierten Blick auf die Attraktivität der konspirationstheoretischen Narrative sowie den Umgang mit deren Anhänger*innen. Heering bietet damit einen innovativen Zugang zur Debatte über Rationalität und Wahrheit in gegenwärtigen Diskursen.
Stadtentwicklung zwischen Formalität und Informalität
Mit dem Band Hybrid Urbanisms in Secondary Cities of the Global South legen Christian Rosen und Nina Gribat (Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg) ein Konzept zum Verstehen hybrider urbaner Prozesse in Ghana und Peru vor. Die Autor*innen analysieren, wie formalisierte und informalisierte Praktiken in der Stadtplanung und Infrastrukturentwicklung koexistieren, sich überlagern und beeinflussen. Die empirischen Studien zeigen, dass gerade Sekundärstädte im globalen Süden wichtige Räume für das Verständnis aktueller Urbanisierungstendenzen sind. Das Werk liefert wertvolle Impulse für eine diversere Stadtforschung, die lokale Kontexte ernst nimmt und globale Theorien weiterentwickelt.
Rosen, Christian; Gribat, Nina. Hybrid Urbanisms in Secondary Cities of the Global South: Insights from urban planning and infrastructure delivery in Ghana and Peru, 2025. https://doi.org/10.4324/9781003511137 (Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg)
Hintergrund
Open Access ist und bleibt ein zentrales Thema für die Wissenschaft und das wissenschaftliche Publizieren im Land Brandenburg. In der im Jahr 2019 vorgelegten Open-Access-Strategie des Landes ging es darum, der Gestaltung der Open-Access-Transformation eine passende Form und feste Ziele zu geben sowie konkrete Maßnahmen zu formulieren. (siehe
Open-Access-Strategie des Landes Brandenburg
(1.0). Zenodo.
OA TakeawaysBibliometrieOpen Access MonitoringOpenAlexPublikationsdatenAndere Sozialwissenschaften
Ein Zentralbaustein zum Verständnis der Open-Access-Transformation ist das Monitoring. Die Landesinitiative für Open Research in Berlin betreibt ein solches mit Blick auf Berlin. Wir hier in Brandenburg machen etwas ähnliches. Am Forschungszentrum in Jülich wird der Open Access Monitor mit einer bundesweiten Perspektive betrieben.
Im Jahr 2024 unterstützte der Publikationsfonds des Landes Brandenburg Open-Access-Publikationen von Wissenschaftler*innen aus verschiedenen Fachbereichen. Diese Titel repräsentieren eine breite Palette von Disziplinen und sind Zeugnis der vielfältigen Forschungslandschaft des Landes. In den letzten Wochen haben wir Ihnen einige dieser Veröffentlichungen in unserem Blog nähergebracht. In kurzen Interviews teilten die Autor*innen ihre Perspektiven zu ihren Werken und erläutern, warum sie sich für Open Access entschieden haben.
Heute stellen wir als letzten Titel in unserer Reihe das Buch „Dichter/Frauen. Revisionen eines Produktionsmodells bei Marieluise Fleißer, Inge Müller und Friederike Mayröcker" von Hannah Gerlach (Universität Potsdam) vor. Über diesen Link gelangen Sie zur Open-Access-Version des Titels.
Worum geht es in Ihrer Publikation?
Es geht um das Konzept des „Kunst-Paars“, das im 20. Jahrhundert zu einer der populärsten Konstellationen kreativer Gemeinschaft wird. Neben dem Rückbezug auf tradierte Geschlechterverhältnisse wie Musen-und-Dichter-Beziehungen sind dabei zunehmend Transformationen klassischer Rollenentwürfe erkennbar. Konkret untersucht die Veröffentlichung an Texten dreier Autorinnen, Marieluise Fleißer, Inge Müller und Friederike Mayröcker, literarische Verhandlungen kreativer Zweiergemeinschaft. Versuche der Rückführung von Texten auf Biographien der Autorinnen meint das viel weniger als die Untersuchung künstlerischer Auseinandersetzungen mit einem omnipräsenten Arbeitsideal.
Warum haben Sie sich für Open Access entschieden?
Die freie Zugänglichkeit von Forschungsergebnissen finde ich absolut sinnvoll; ein fehlender finanzieller Zugang beschränkt weitere Diskussionen in der Forschung gleich mit. Erleichtert wurde mir die Entscheidung für Open Access als teurerem Weg der Veröffentlichung allerdings durch vorhandene Fördermöglichkeiten.
Was wünschen Sie sich für das wissenschaftliche Publikationswesen in der Zukunft?
Freuen würde mich ein stärkerer fachübergreifender Austausch, sei es über mehr kooperative Projekte oder auch den leichteren Zugang zu Veröffentlichungen. Hier sind Open-Access-Lösungen sicher ein hilfreicher Schritt.
Gerlach, Hannah. Dichter/Frauen. Revisionen eines Produktionsmodells bei Marieluise Fleißer, Inge Müller und Friederike Mayröcker, 2024. https://doi.org/10.14361/9783839474914 (Universität Potsdam)
OA BerlinOA NewsLegal Help DeskOpen AccessOpen ResearchAndere Sozialwissenschaften
Fragt man, welche Hürden der Transformation zu Open Access, Open Research und Open Science besonders im Weg stehen, dann lautet eine der häufigsten Antworten: Es sind die rechtlichen Unsicherheiten. Oft möchte man gern, weiß aber nicht, ob man darf. Oder man fragt sich, zum Beispiel, wie der § 38 UrhG Abs. 4 eigentlich auszulegen ist? Oder welche Implikationen sich aus den Creative-Commons-Lizenzen ergeben?
Im Jahr 2024 unterstützte der Publikationsfonds des Landes Brandenburg Open-Access-Publikationen von Wissenschaftler*innen aus verschiedenen Fachbereichen. Diese Titel repräsentieren eine breite Palette von Disziplinen und sind Zeugnis der vielfältigen Forschungslandschaft des Landes. Zurzeit bringen wir Ihnen einige dieser Veröffentlichungen in unserem Blog näher. In kurzen Interviews teilen die Autor*innen ihre Perspektiven zu ihren Werken und erläutern, warum sie sich für Open Access entschieden haben.
Heute stellen wir den Titel „Feminismus als Denkstil. Zur Frauen- und Geschlechterforschung im Polen der Transformationszeit" von Katharina Kinga Kowalski (vormals: Europa-Universität Viadrina, jetzt: Technische Universität Berlin) vor. Über diesen Link gelangen Sie zur Open-Access-Version des Titels.
Worum geht es in Ihrer Publikation?
Meine Studie erforscht die Geschichte des polnischen intellektuellen Feminismus und blickt auf 40 Jahre feministische Bewegung in Polen zurück. Sie zeigt, wie liberale Frauen- und Geschlechterforscherinnen seit den 1980er Jahren die Wissenschaft und die Gesellschaft veränderten. Von informellen dissidenten Zirkeln bis hin zu neuen Studiengängen und Stiftungen: Es werden die Motive und Interventionen des feministischen Denkkollektivs rekonstruiert und es wird gezeigt, wie es die Geschlechtergleichstellung in Wissenschaft und Gesellschaft förderte. Basierend auf umfassenden Quellen, einschließlich Interviews mit Schlüsselfiguren und bisher unerschlossenen Archivquellen, erhalten die Leser*innen ein detailliertes Bild der Geschichte des polnischen Feminismus, aber auch transnationaler Verbindungen zwischen Bewegung und Wissenschaft.
Warum haben Sie sich für Open Access entschieden?
Ich habe mich für Open Access entschieden, weil ich überzeugt bin, dass es den Wissenstransfer und die Nutzung wissenschaftlicher Ergebnisse fördert und in meinem Fall auch ganz konkret die Zugänglichkeit zwischen Polen, Deutschland und den USA erleichtert. Durch Open Access werden Forschungsergebnisse weltweit geteilt und genutzt, was die Wissenschaft insgesamt voranbringt. Open Science ist das übergeordnete Prinzip, das Open Access, Open Data und andere offene Wissenschaftsformate umfasst. In der ethnologischen Forschung ist Open Science noch nicht weit verbreitet, aber es bietet großes Potenzial. Sowohl Veröffentlichung in Open Access als auch Publikation von Daten unter Open-Data-Prinzipien bieten große Chancen. Viele Forschende sind jedoch noch unsicher, wie sie ihre qualitativen, personenbezogenen und kontextabhängigen Daten unter Open-Data-Prinzipien veröffentlichen können. Nicht zuletzt aufgrund meiner Tätigkeit im Digital Office der TU bringe ich das Bewusstsein für die Chancen und Risiken offener Wissenschaft mit und begrüße die Förderungen und Instrumentarien, die von der DFG und Vernetzungs- und Kompetenz-Einrichtungen wie der engagierten Brandenburger Stelle angeboten werden, um Open Access und Open Science in der Breite zu etablieren.
Katharina Kinga Kowalski, Foto: Christian Kielmann
Kowalski, Katharina Kinga. Feminismus als Denkstil. Zur Frauen- und Geschlechterforschung im Polen der Transformationszeit, 2024. https://doi.org/10.11584/ips.13 (Europa-Universität Viadrina)
Im Jahr 2024 unterstützte der Publikationsfonds des Landes Brandenburg Open-Access-Publikationen von Wissenschaftler*innen aus verschiedenen Fachbereichen. Diese Titel repräsentieren eine breite Palette von Disziplinen und sind Zeugnis der vielfältigen Forschungslandschaft des Landes. Zurzeit bringen wir Ihnen einige dieser Veröffentlichungen in unserem Blog näher. In kurzen Interviews teilen die Autor*innen ihre Perspektiven zu ihren Werken und erläutern, warum sie sich für Open Access entschieden haben.
Heute stellen wir den Titel „Elective Affinities“ von Agnieszka H. Hudzik et al. (Universität Potsdam) vor. Die Fragen beantwortete die Mitherausgeberin Patricia Gwozdz. Über diesen Link gelangen Sie zur Open-Access-Version des Titels.
Worum geht es in Ihrer Publikation?
Unsere Publikation möchte die vielfältigen Verbindungen, Verflechtungen und Einflüsse zwischen transregional weit auseinanderliegenden Gebieten interdisziplinär erforschen und neue vergleichende Perspektiven zwischen Lateinamerika und Ostmitteleuropa offenlegen. Dabei spielen nicht nur die langen Migrationswege im 19. Jahrhundert eine Rolle, sondern die politischen, kulturellen, sozialen und literarischen Interessen zwischen Intellektuellen, Schriftstellern und Künstlern, die sich bis heute mit dem komplexen Verhältnis von postsozialistischer und kommunistischer, politischer Solidarität und kritischer Dekolonialisierung zwischen Ost und West, Globalem Norden und Globalem Süden auseinandersetzen. Damit hoffen wir vor allem, neue Forschungswege aufzuzeigen, die zwischen Romanistik, Slawistik und Komparatistik aktuelle Theorieschwerpunkte in der Literatur- und Kulturwissenschaft auf eine inter- und transdisziplinäre Weise zwischen den Philologien verhandeln.
Welche Stellung hat Open Access in Ihrer Fachcommunity?
Da es sich um ein junges Forschungsfeld handelt, das durch neue Publikationen gefördert werden muss, war für uns von Anfang klar, dass das Forschungsnetzwerk nur wachsen und produktiv sein kann, wenn wir eine uneingeschränkte Möglichkeit bieten, sich mit dem aktuellen Stand der Forschung auseinanderzusetzen. In den fremdsprachigen Philologien ist es besonders wichtig, die „kleinen“ Fächer sichtbar zu machen und für die große Bedeutung der offenen Wissenschaft mit Publikationen zu werben, die stets vergleichend und verknüpfend über die eigene Disziplin hinausgehen. Daher spielt Open Access eine sehr große Rolle in unserer Fachcommunity.
Was wünschen Sie sich für das wissenschaftliche Publikationswesen in der Zukunft?
Da es sich gerade bei den Open-Access-Publikationen um hohe Produktionssummen handelt, sollten die Verlage „nachhaltigere“ Wege finden, um diese Summen auf Dauer zu senken, zumal viele Prozesse bereits nach Asien (oder Osteuropa) outgesourct sind, um die Produktionsausgaben zu senken. Die Einrichtung von Förderungsfonds ist zwar eine sehr gute Möglichkeit, um diese Summen zu decken, allerdings sollte sich in Zukunft das „Big Business“ der großen Wissenschaftsverlage ändern.
Hudzik, Agnieszka H. et al. (Hg.). Elective Affinities. Rethinking Entanglements between Latin America and East-Central Europe, 2024. https://doi.org/10.1515/9783111247861 (Universität Potsdam)
OA TakeawaysOpen AccessPublikationskulturenVolkswirtschaftslehreAndere Sozialwissenschaften
Im April erschien an der Universität Hamburg eine sehr interessante Untersuchung und Dissertation zu Open Access im Wissenschaftsfeld der Volkswirtschaftslehre. Kristin Biesenbender wertete aus, wie sich das Publikationsverhalten der in diesem Feld Publizierenden vor dem Hintergrund einerseits von Open Access und andererseits von wissenschaftlichen Rankings verändert.
OA TakeawaysDiamond Open AccessDigitale EthikForschungsdatenpublikationenFrankreichAndere Sozialwissenschaften
In der sehr empfehlenswerten Veranstaltungsreihe Open Divide 2025/2026 vom 28. Mai 2025 berichteten Thomas Parisot (Directeur Général Adjoint Cairn.info, France) und Yann Mahé (Managing Director at MyScienceWork, France) unter der Überschrift “Open Science and the Information Industry: French Debates and Insights.
Im Jahr 2024 unterstützte der Publikationsfonds des Landes Brandenburg Open-Access-Publikationen von Wissenschaftler*innen aus verschiedenen Fachbereichen. Diese Titel repräsentieren eine breite Palette von Disziplinen und sind Zeugnis der vielfältigen Forschungslandschaft des Landes. Zurzeit bringen wir Ihnen einige dieser Veröffentlichungen in unserem Blog näher. In kurzen Interviews teilen die Autor*innen ihre Perspektiven zu ihren Werken und erläutern, warum sie sich für Open Access entschieden haben.
Heute stellen wir den Titel "Berlins Weg in die Moderne" von Klaus Weber et al. (Europa-Universität Viadrina) vor. Über diesen Link gelangen Sie zur Open-Access-Version des Titels.
Worum geht es in Ihrer Publikation?
Für wichtige deutsche Städte wie Hamburg, Bremen, Augsburg sowie für Potsdam wurden koloniale Verflechtungen schon bearbeitet – nicht aber für Berlin. Die wenigen Publikationen zur Hauptstadt konzentrieren sich zudem ganz auf den wilhelminischen Kolonialismus 1884–1918, der oft wie ein Hindernis den Blick auf viel weiter zurückreichende Verflechtungen versperrt. Wir wollten auch den langen Zeitraum davor einbeziehen. Wir wollten nicht nur chronologisch weiter ausgreifen, also bis in die Frühmoderne, sondern auch räumlich: nicht nur in die maritimen Räume im Westen, sondern auch in die Binnenräume im Osten. Einige wenige Historiker*innen haben das preußisch-polnische bzw. deutsch-polnische Verhältnis erst jüngst in den Blick genommen. Auch das greifen wir auf.
Warum haben Sie sich für Open Access entschieden?
Ausschlaggebend für unsere Entscheidung zugunsten der Publikation im Open Access war die schnelle Verfügbarkeit und große Reichweite des Formats. Es bietet wohl auch dem jüngeren Publikum eine gute Erreichbarkeit. Die Open-Access-Förderung des Landes Brandenburg und die Möglichkeit haben die Entscheidung natürlich sehr begünstigt. Dass auch renommierte Verlage wie transcript diese Option bieten, zeigt, dass sie in der Geschichtswissenschaft bereits gut etabliert ist.
Was wünschen Sie sich für das wissenschaftliche Publikationswesen in der Zukunft?
Andere Strukturen der Finanzierung: Da Autor*innen in der Wissenschaft i. d. R. keine oder allenfalls symbolische Honorare erhalten, sollte man sie nicht auch noch für die Publikation zur Kasse bitten. Wenn aber schon vier- bis fünfstellige Summen gezahlt werden, wäre es schön, wenn ein umfangreicheres Lektorat geboten wird, wie es bis in die 2000er Jahre bei vielen Verlagen der Fall war.
Klaus Weber et al. (Hg.). Berlins Weg in die Moderne. Koloniale Warenströme und Sehnsüchte, 1713-1918, 2024. https://doi.org/10.14361/9783839475102 (Europa-Universität Viadrina)