Die Vernetzungs- und Kompetenzstelle Open Access Brandenburg bietet am 06. Oktober 2022 von 14 bis 16 Uhr eine Schulung zum Thema „Open Access kommunizieren!
Die Vernetzungs- und Kompetenzstelle Open Access Brandenburg bietet am 06. Oktober 2022 von 14 bis 16 Uhr eine Schulung zum Thema „Open Access kommunizieren!
Update 27.10.2022 Im Nachgang zur Veranstaltung vom 26.10.2022 wurde die Folien der Präsentation der drei Open-Access-Länderinitiativen auf Zenodo bereitgestellt: Wissenschaft – Politik – Akteur*innen: Die Open-Access-Transformation nachhaltig gestalten . DOI: 10.5281/zenodo.7256476
Im September 2022 ist die Monografie "Deforming the Reform. The Impact of Elites on Romania’s Post-accession Europeanization" von Luana Martin-Russu erschienen. Das Werk steht im Open Access unter einer Creative Commons BY 4.0-Lizenz zur Verfügung und wurde mit Mitteln des Publikationsfonds für Open-Access-Monografien Brandenburg gefördert. Die Förderung wird bereitgestellt vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur Brandenburg.
Die Publikation ist Teil der Schriftenreihe "Contributions to Political Sciences", die im Verlag Springer Nature erscheint. Die Autorin Luana Martin-Russu ist Postdoc an der European New School of Digital Studies (ENS), eine Kooperation der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) und der Adam-Mickiewicz-Universität Poznan.
Am kommenden Freitag, den 30.9., findet wieder unser Open Access Smalltalk von 12:30 Uhr bis 14 Uhr statt. Diesmal würden wir gerne mit Ihnen eine kleine Rückschau auf die Open-Access-Tage 2022 in Bern machen. Was haben Sie für Erkenntnisse daraus gezogen? Welche inhaltlichen Aspekte waren für Sie wichtig, gerade auch in unserem Brandenburger Hochschulkontext?
Egal, ob Sie in Bern vor Ort waren, Teile der Veranstaltung digital verfolgt haben oder von den Open-Access-Kolleg*innen Erfahrungsberichte aus erster Hand hören wollen - wir freuen uns, Sie wieder in unserer Runde begrüßen zu dürfen!
Selbstverständlich können Sie auch weitere Themen zum Smalltalk mitbringen, die Ihnen gerade unter den Nägeln brennen.
Alle Abonnent*innen der INCOM-Liste des Netzwerks Offenheit in Wissenschaft, Forschung & Kultur Brandenburg erhalten den Einwahllink des Open Access Smalltalks per E-Mail. Sollten Sie Interesse an der Teilnahme am Open Access Smalltalk haben, aber nicht die Nachrichten des Verteilers erhalten, können Sie sich auch gern direkt per E-Mail an vuk[at]open-access-brandenburg.de wenden.
Der Smalltalk richtet sich naturgemäß in erster Linie an Vertreter*innen von wissenschaftlichen Einrichtungen des Landes Brandenburg. Es gab aber kaum eine Veranstaltung, in der wir nicht auch Teilnehmende aus anderen Bundesländern begrüßen konnten. Entsprechend ist das Format mit seinem informellen Charakter auch für einen länderübergreifenden Austausch geeignet. Und einer solcher ist wiederum selbstverständlich ganz im Sinne unseres grundsätzlichen Bekenntnisses zur Offenheit ausdrücklich erwünscht.
Vor drei Monaten wurde die Broschüre zu Länderdossiers des Open Access Atlas Deutschland als Ergebnis eines Verbundprojektes publiziert. In dieser werden unter anderem die Rahmenbedingungen, die Aktivitäten und Maßnahmen zur Förderung von Open Access und die Vernetzungsaktivitäten des Landes Brandenburgs genannt. Der Fokus der Vernetzungs- und Kompetenzstelle (VuK) Open Access Brandenburg liegt auf den acht Hochschulen, die sich in öffentlich-rechtlicher Trägerschaft befinden:
Brandenburgische Technische Hochschule Cottbus-Senftenberg
Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder)
Fachhochschule Potsdam
Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF
Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde
Technische Hochschule Brandenburg
Technische Hochschule Wildau
Universität Potsdam.
Der vorliegende Beitrag ist als Status Quo Ergänzung zur genannten Publikation zu verstehen und geht auf ausgewählte Aspekte ein.
Als größter gemeinsamer Nenner ist hervorzuheben, dass sich die Bibliotheken der acht Hochschulen für die freie Software OPUS zum Betreiben des eigenen Open-Access-Repositoriums entschieden haben. Neben Hochschulschriften werden Monographien und zunehmend Postprints als wissenschaftlicher Output der Einrichtung online zur Verfügung gestellt. Die Publikationsplattform im eigenen Haus kann als Fundament bezeichnet werden, da von ihr ausgehend, sich in der Vergangenheit verschiedene Services entwickelt haben und sich das Aufgabenspektrum innerhalb der Bibliothek erweitert hat. Drei Hochschulbibliotheken (Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg, Technische Hochschule Brandenburg, Universität Potsdam) haben für sich beschlossen, ihre Hochschulbibliographie ebenfalls in OPUS zu führen. Die Technische Hochschule Wildau verwendet das System HISinOne zum Verwalten von Publikationslisten der Hochschulangehörigen.
Eine Maßnahme zur Unterstützung von Open Access, welche auch durch die Open-Access-Strategie Brandenburg an die Hochschulleitungen herangetragen wurde, ist die klare Positionierung zu den Zielen der Berliner Erklärung von 2003. Bis dato sind 754 Unterzeichnende gelistet. Von den acht Hochschulen aus Brandenburg bekannte sich die Technische Hochschule Wildau bereits am 3. Juli 2007 zum offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen. Neben der Universität Potsdam und der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) unterzeichnete am 22. Dezember 2021 Matthias Barth von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde die Berliner Erklärung. Eine Open Access Policy bzw. eine Open-Access-Strategie können derzeit die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (2022) bzw. die Universität Potsdam (2015) vorweisen.
Die umfassende Beratung zum Thema Open Access, die vorrangig an den Bibliotheken verankert ist, kann unter dem Stichwort Publikationskompetenz zusammengefasst werden. Hilfreich bei der Vermittlung sind relevante Informationen auf der Website der Institution. Neben Hintergrundinformationen zu den verschiedenen Wegen des Open Access, werden unterschiedliche Services vorgestellt sowie auf bestehende Verlagsverträge verwiesen. Beispielhaft seien gelistet:
Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde
Technische Hochschule Brandenburg
Technische Hochschule Wildau
Universität Potsdam
Auf Open-Access-Ansprechpersonen wird in allen acht Bibliotheken hingewiesen. Mit Daniela Schlütz von der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF gibt es inzwischen eine strategische Open-Access-Beauftragte an einer Hochschule des Landes Brandenburg. Daniela Schlütz ist gleichzeitig Professorin für Theorie und Empirie digitaler Medien.
Zur Finanzierung von Publikationsgebühren in wissenschaftlichen Open-Access-Zeitschriften stehen derzeit an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg, an der Technischen Hochschule Wildau und an der Universität Potsdam sogenannte Publikationsfonds zur Verfügung. Die Gelder werden teilweise von der Deutschen Forschungsgemeinschaft bereitgestellt. Berechtigt für die Antragstellung sind Hochschulangehörige, sofern diese als korrespondierende Personen agieren. Fast alle Einrichtungen verweisen auf ihrer Website bei der Publikationsförderung von Monographien auf den Publikationsfonds für Open-Access-Monografien des Landes Brandenburg, welcher für den Zeitraum 2021 bis 2023 von der VuK verwaltet wird. Im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft, in der Expert*innen aller acht Hochschulen vertreten sind, wurden die Förderkriterien gemeinsam erarbeitet.
In der Open-Access-Strategie des Landes Brandenburg wird unter anderem empfohlen
„[..] alle Kosten, der wissenschaftlichen Informationsversorgung und des wissenschaftlichen Publikationswesens einer Einrichtung zu erfassen und die gewonnenen Daten transparent zur Verfügung zu stellen.“ Als Beispiel wird das Projekt OpenAPC genannt, welches zur Kostentransparenz beiträgt, indem die Daten, die an den Einrichtungen erhoben werden, weltweit öffentlich zur Verfügung gestellt werden. Aktuell melden die Technische Hochschule Wildau und die Universität Potsdam ihre Publikationskosten, die für wissenschaftliche Open-Access-Zeitschriftenaufsätze entstanden sind, an OpenAPC. Die VuK meldet die Kosten für geförderte Monographien aus dem Fonds ebenfalls an OpenAPC. An die Deutschen Bibliotheksstatistik können seit einigen Jahren Open-Access-Ausgaben gemeldet werden, auch hier verzeichnen derzeit die Technische Hochschule Wildau und die Universität Potsdam ihre Daten.
Die Hochschulrektorenkonferenz veröffentlichte im April 2018 ihre Leitlinien zur Nennung von Affiliationen bei Publikationen. Eine eindeutige Angabe der Zugehörigkeit von Forschenden vereinfacht das Monitoring des wissenschaftlichen Outputs einer Einrichtung mit Hilfe von Datenbanken wie zum Beispiel Dimensions, PubMed, Scopus oder Web of Science. Zur Orientierung für die eigenen Hochschulangehörigen haben bis dato die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde und die Universität Potsdam entsprechende Empfehlungen veröffentlicht.
Vierkant/Schrade/Pampel wiesen in einer Bestandsaufnahme zu Persistenten Identifier für wissenschaftliche Organisationen im Jahr 2020 bereits auf die Bedeutung dieses Puzzelstücks im Publikationsprozess hin. So seien Identifier (z.B. ROR) nicht nur elementar bei der Umsetzung von Open Science, sondern sie spielen auch eine zentrale Rolle bei der Ermittlung des Publikationsaufkommens einer Einrichtung und der Kostenanalyse im Kontext der Open-Access-Transformation. Alle acht eingangs genannten Hochschulen sind in ROR verzeichnet und können somit als weiteren gemeinsamen Nenner eine ROR ID vorweisen.
Wer bereits länger mit der Entwicklung von Open Access befasst ist und sich an die frühen Diskussionen über die Farbenlehre – besonders Gold versus Grün – sowie die generellen Zukunftschancen des Ansatzes selbst erinnert, wird den mittlerweile eingetretenen Siegeszug von Open Access im wissenschaftliche Zeitschriftenwesen vermutlich mit gemischten Gefühlen betrachten. So traf man um 2003 am Institut für Bibliothekswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin neben der frühen Open Access-Euphorie, die durch die Berliner Erklärung einen enormen diskursiven und ideellen Schub bekam, auch auf skeptische Positionen: Open Access wird sich nicht durchsetzen, denn es ist nicht finanzierbar, lautete ein Einwand. Institutionelle Repositorien werden nur für sonst kaum publizierbare Dissertationen und nebensächliche Protokollnotizen relevant sein, weil solche an Renommee armen Publikationsorte Todeszonen für jede wissenschaftliche Karriere sind. Zweitveröffentlichungen, also Green-OA, galten als unmäßiger Aufwand und Wissenschaftler*innen, die dafür Zeit haben, haben vielleicht generell zu viel Zeit.
Gut zwanzig Jahre später haben sich einige Dinge geändert. Repositorien sind vielleicht nicht überall ein Erfolgsmodell, haben sich aber als selbstverständlicher Baustein der wissenschaftlichen Informationsinfrastruktur durchgesetzt.
Noch spürbarer wird es aber bei den Zeitschriftenpublikationen, wie eine im Mai erschienene Studie zur Entwicklung von Open Access zwischen 2016 und 2020 bestätigt. (Lin Zhang, Yahui Wei, Ying Huang, Gunnar Sivertsen: Should open access lead to closed research? The trends towards paying to perform research. In: Scientometrics (2022). https://doi.org/10.1007/s11192-022-04407-5) Gold-Open-Access dominiert und zwar nicht nur Open Access. Vielmehr zeigt die Studie anhand einer Auswertung der bei InCites verfügbaren Daten, dass die Zahl der reinen Subskriptionstitel schrumpft. Von insgesamt 12.289 dort nachgewiesenen Titeln waren nur noch 2577 reine Subskriptionstitel. Der Rest bot zumindest im Hybridverfahren eine Open-Access-Publikationsmöglichkeit.
Dass es soweit kam, liegt an der Antwort auf die Frage des Jahres 2003: Wer wird Open Access bezahlen? In gewisser Weise, mit neuen und damals noch nicht so vorhersehbaren Differenzierungen, bleiben es die selben Institutionen, die bereits die Subskriptionen finanzierten, nur nach anderen Modellen. Theoretisch sind die Bibliotheksbudgets nicht mehr zwingend im Spiel, praktisch sind es zumindest die Hochschulbibliotheken allerdings, wie wir auch im Land Brandenburg gesehen, doch.
Strategische Initiativen wie Plan S oder auch DEAL beschleunigen die Transformation in diese Richtung. Es wird also gezahlt und zwar in erheblichem Umfang, Der Open-Access-Markt lohnt sich für die Verlage auch deshalb, weil er sich auf wenige Publisher konzentriert und deren Anteile und Umsatzmöglichkeiten entsprechend groß sind. Die Studie weist noch einmal auf die Dominanz der großen Sieben hin: Elsevier, IEEE, Oxford University Press, Springer Nature, Sage, Taylor & Francis, and Wiley. Hinter diesen Namen stehen mittlerweile auch zahlreichen Zusammenschlüsse und Übernahmen auch genuiner Open-Access-Publisher. Der Umsatz, der mit Publikationsgebühren bzw. Article-Processing-Charges (APC) gemacht wird, verdreifachte sich zwischen 2016 und 2020, so die Studie. Für 2022 wird ein Gesamt-APC-Volumen von zwei Milliarden Dollar geschätzt.
Die Studie differenziert eine Reihe von Aspekten der zeitschriftenbezogenen Open-Access-Transformation im Ländervergleich (Großbritannien, Frankreich, Niederlande, Norwegen, China, USA). Für die Details sei hier auf die Originalpublikation oder diese Zusammenfassung verwiesen. Als Takeaways sollen einige allgemeinere Trends und Feststellungen dokumentiert werden:
Am 14.9.2022 wird die Vernetzungs- und Kompetenzstelle Open Access Brandenburg von 14 bis 15 Uhr eine digitale Schulung zu B!SON, einem Empfehlungssystem für Open-Access-Zeitschriften, anbieten. B!SON wird im Rahmen des gleichnamigen BMBF-Projekts von der Technischen Informationsbibliothek (TIB) und der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek (SLUB) in Dresden entwickelt und liegt in einer Betaversion vor.
Die Schulung wird Anita Eppelin halten, Projektkoordinatorin im B!SON-Projekt und gleichzeitig Mitarbeitern der Vernetzungs- und Kompetenzstelle Open Access Brandenburg. In der rund einstündigen Schulung wird es neben einer kurzen Vorstellung von B!SON die Möglichkeit geben, das Tool selbst auszuprobieren und Feedback zu geben, das das B!SON-Team bei der weiteren Entwicklung berücksichtigen wird.
Wir bitten um eine formlose Anmeldung zur Schulung unter der E-Mail-Adresse: vuk[at]open-access-brandenburg.de mit dem Betreff "Anmeldung zur B!SON-Schulung". Wir senden Ihnen dann zeitnah den Link zu einem Zoom-Raum zu.
(Grafiken: Philipp Falkenburg) Bedeutung des Open Access Monitorings Seit vielen Jahren befindet sich die wissenschaftlichen Publikationslandschaft in Umbruchsphasen der Open Access-Transformation (PDF). Die nationalen Vertragsabschlüsse mit Wiley und Springer Nature im Rahmen des Allianzprojektes DEAL befinden sich aktuell im vierten bzw.
Der 25. Open Access Smalltalk am 26. August 2022 sollte laut Ankündigung zur Rückschau und zum Blick nach vorn dienen, Das tat er dann auch und die Vernetzungs- und Kompetenzstelle dankt nochmals allen, die sich eingewählt hatten. Für diese zur Nachbereitung und für alle, die nicht dabei sein konnten, haben wir die Folien nun noch einmal auf Zenodo bereitgestellt. Beigefügt ist das die Folien begleitende Narrativ, also der Impulsvortrag, in dem noch einmal die Geschichte des Brandenburger Open Access Smalltalks sowie die Idee und die Besonderheiten des Formats erläutert werden: Ben Kaden, Philipp Falkenburg (2022, September 1). 25. Open Access Smalltalk – Open Access Brandenburg. Zenodo. https://doi.org/10.5281/zenodo.7041308.
Eine Einsicht, die hier noch erwähnt werden soll, war, dass die Idee einer mitlaufenden Erhebung nach der Start-Stop-Continue-Methode auf einem Miro-Board nicht so erfolgreich verfing, wie wir es erhofft hatten. Wir wollen natürlich dennoch wissen, was wir aus Sicht der Zielgruppe, also der Brandenburger Open Access Community, im Open Access Smalltalk-Format in der Zukunft besonders berücksichtigen sollten. Daher bleibt das Miro-Board zur Veranstaltung bis mindestens zum nächsten Open Access Smalltalk Ende September für Rückmeldungen offen.
Am kommenden Freitag, den 26. August 2022, findet der Open Access Smalltalk der Vernetzungs- und Kompetenzstelle zum 25. Mal statt. Ursprünglich wurde der Smalltalk im Frühjahr 2020 als informelle digitale Vernetzungsoption und als Austauschformat für die Community des Netzwerks für Offenheit in Wissenschaft, Forschung und Kultur Brandenburg in Reaktion auf die plötzliche Veränderungen auch der Open-Access-Arbeit in den Hochschulen in Folge der Corona-Pandemie eingeführt.
Es zeigte sich aber rasch, dass er nicht nur den erhöhten Kommunikationsbedarf zur Reorganisation der Arbeit aus dem Homeoffice auffing. Sondern es wurde vielmehr deutlich, dass ein regelmäßiger, informeller und offener Austausch für die Community im Land Brandenburg eine generelle Bedarfslücke schließt. Mit dem Aufbau der Vernetzungs- und Kompetenzstelle ab April 2021 wurde der Open Access Smalltalk als Format einer fortlaufenden Selbstverständigung der Open Access Community über Themen aus den Bereichen Open Access. Open Research und verwandten Gebieten fest etabliert.
In der 25. Ausgabe des Smalltalks wollen wir zurückschauen und sowohl Best-Practice-Erkenntnisse als auch Lessons Learned rekapitulieren. Wir betrachten, welche Themen im Zeitverlauf dominierten und fragen auch nach den Themen, die eventuell etwas untergingen. Wie für das Format üblich, sind die Teilnehmenden ausdrücklich zum Feedback und zur gern auch spontanen Mitgestaltung der Veranstaltung eingeladen.
Die Veranstaltung findet am 26.08.2022 von 12:30 bis 14:00 wie immer virtuell im Zoom-Raum der Vernetzungs- und Kompetenzstelle statt. Alle Abonnent*innen der INCOM-Liste des Netzwerks Offenheit in Wissenschaft, Forschung & Kultur Brandenburg erhalten den Einwahllink per E-Mail. Sollten Sie Interesse an der Teilnahme am Open-Access-Smalltalk haben, aber nicht die Nachrichten des Verteilers erhalten, können Sie sich auch gern direkt per E-Mail an vuk@open-access-brandenburg.de wenden.
Der Smalltalk richtet sich naturgemäß in erster Linie an Vertreter*innen von wissenschaftlichen Einrichtungen des Landes Brandenburg. Es gab aber kaum eine Veranstaltung, in der wir nicht auch Teilnehmende aus anderen Bundesländern begrüßen konnten. Entsprechend ist das Format mit seinem informellen Charakter auch für einen länderübergreifenden Austausch geeignet. Und einer solcher ist wiederum selbstverständlich ganz im Sinne unseres grundsätzlichen Bekenntnisses zur Offenheit ausdrücklich erwünscht.
Wir freuen uns auf Sie.
Dieser Blogpost behandelt die Grundlagen des zum Anfang des Jahres gestarteten Dienstes OpenAlex. Er beantwortet die Frage, was OpenAlex überhaupt ist, beleuchtet die Hintergründe der Entstehung und versucht eine erste Einordnung für den aktuellen Ausbaustatus. Ein weiterer Fokus bildet das zugrunde liegende Modell globaler Wissenschaft und dessen mit Metadaten beschriebene Bestandteile als so genannte Entitätstypen.
Als Microsoft im Februar 2016 mit Microsoft Academic eine Suchinfrastruktur für wissenschaftliche Literatur freischaltete, waren die Erwartungen riesig. Ein zeitgemäßes, ambitioniertes Angebot, das noch dazu im Gegensatz zu Google Scholar seine Datenbasis, den Microsoft Academic Graph (MAG), öffnete, bot das Potenzial, digitale Nachweisstrukturen für die Wissenschaft noch einmal neu aufzustellen. Besonders relevant war die Umsetzung des “Open Data”-Prinzips. Auch wenn Microsoft Academic nicht alles einlöste, was man sich 2016 versprach, wurden die APIs stark genutzt. Umso ernüchterter war die Community, als im vergangenen Jahr durchsickerte, dass Microsoft den Dienst einstellen und die APIs zum 31. Dezember 2021 deaktivieren würde. Damit fiel der MAG zwar mit Ansage, aber doch über Nacht weg. Ein Begleiteffekt war und ist die neu entflammte Diskussion über die Abhängigkeit der Bibliotheks- und Wissenschaftslandschaft von kommerziell betriebenen Dienstleistungsangeboten. Konzeptionell ist diese Abhängigkeit gar nicht nötig, denn die benötigten Werkzeuge, Methodologien und grundlegenden Paradigmen sind der wissenschaftlichen Community lange bekannt: Open-Source-Software, bibliometrische Verfahren und das Paradigma der Openness bezüglich (Meta-)Daten. Woran es aber im öffentlichen Sektor oftmals mangelt, ist die nötige langfristige finanzielle Ausstattung, um einen solchen Dienst skalierbar und verlässlich zu betreiben. Dazu addieren sich aufwendige Wege durch Abstimmungs- und Antragsverfahren zur Realisierung eines nachhaltigen, globalen Informationsangebots, einschließlich der dafür nötigen Organisationsstrukturen und Personalressourcen. Möglicherweise fehlt es schließlich auch am Willen, eine solche Vision Realität werden zu lassen. Der findet sich an anderer Stelle: In die Lücke sprang die im Bereich der Infrastruktur für Wissenschaft und Wissenschaftsunterstützung tätige Non-Profit-Organisation OurResearch, ermöglicht durch eine Anschubfinanzierung von der in London ansässigen Arcadia Foundation in Höhe von 4,5 Millionen US-Dollar. OurResearch wurde durch Angebote wie Unpaywall bekannt. Nun übernimmt das Unternehmen den Aufbau eines Dienstes mit dem Namen OpenAlex. Dieser startete fast nahtlos zur Einstellung des MAG im Januar 2022. Erwähnenswert ist, dass OurResearch angibt, nach den "Principles of Open Scholarly Infrastructures" (POSI) zu arbeiten. Mit einem Commitment zu diesen Prinzipien ist verbunden, dass alle Entwicklungen offen, ausschließlich an den Interessen der Wissenschaftscommunity und der orientiert, nachhaltig und transparent erfolgen, was für große, zentrale Datendienste von besonders großer Bedeutung ist.
Aber was ist OpenAlex und wie unterscheidet es sich von klassischen Bibliothekskatalogen oder Discovery-Systemen? Der Name leitet sich von der Bibliothek von Alexandria ab und unterstreicht damit die Ambition, das Wissen der Zeit zu sammeln und verfügbar zu machen, ergänzt um das Prinzip der Openness. OpenAlex ist dabei kein Bibliothekskatalog, denn der Fokus auf die Wissenschaftslandschaft ist viel breiter als lediglich eine Betrachtung des Publikationsoutputs. Das zugrundeliegende Modell der globalen Wissenschaft differenziert die Entitätstypen (“types of entities”) Works, Authors, Venues, Institutions und Concepts. Die Stärke dieses Modells sind die Verknüpfungen der einzelnen Entitäten untereinander. Durch sie entsteht ein Netzwerk aus hunderten Millionen Knoten (Entitäten) und Milliarden Kanten (Verbindungen), auf dem wiederum szientometrische Operationen ausgeführt werden können.
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Die Entität Works beinhaltet Publikationen aller Art, wie Zeitschriftenartikel, Bücher, aber auch Forschungsdaten und weitere Formen wissenschaftlichen Outputs. Eine weitere Ebene der Verknüpfungen innerhalb dieses Entitätstyps stellen die nachgehaltenen Zitationen dar, womit OpenAlex ein mächtiges Instrument für bibliometrische Analysen zu werden verspricht.
Authors beinhaltet Personen, welche an der Erstellung von Works beteiligt sind. Hier kündigt OpenAlex die Entwicklung eines Algorithmus für die Disambiguierung an, was ebenfalls den Nutzen im Vergleich zu bestehenden Angeboten steigern dürfte.
Venues beinhaltet die Publikationsplattformen von Works, also die Zeitschriften oder Repositorien.
Institutions erfasst mit Works affiliierte Organisationen, also beispielsweise Universitäten oder andere Forschungseinrichtungen. Die Beziehung wird über die Authors hergestellt. Auf dieser Datengrundlage wäre also eine einrichtungsbezogene Wissenschaftsmessung möglich, was möglicherweise die oft kritisierten Fallstricke eine betont quantitativen Wissenschaftsmessung verstärken könnte (siehe dazu z.B. hier).
Concepts beinhaltet hierarchisch angeordnete, abstrakte Konzepte zur Verschlagwortung von Works. Damit wird der (bereits beim MAG als Gamechanger erhoffte) Schritt zu einer, semantische Beziehungen besser nachweisbar machenden, Erschließungsstruktur vorbereitet. Auch hier gibt es naturgemäß erhebliche Herausforderungen, allen voran die semantische Schärfe und Passgenauigkeit.
Allen Entitäten sind wiederum definierte Sets an Metadatenelementen zugeordnet. Diese können in der ausführlichen Dokumentation nachgelesen werden.
Aus Sicht von Open Access und des Open-Access-Monitorings ist relevant, dass die Metadatenstruktur von OpenAlex auch den Open-Access-Status der Works nachweist. Wo es möglich ist, werden die Volltexte verlinkt und die Venues – sofern zutreffend – mit der Eigenschaft “is_oa: true” ausgewiesen. Das Schema dafür ist (beispielhaft) “oa_status: "gold"”. OpenAlex erfasst also, ob eine Publikation Open Access ist, welcher Art Open Access sie ist und unter welcher URL der Volltext abrufbar ist.
Als Datenbasis für den Start des Angebots dient der letzte veröffentlichte Snapshot der Daten des MAG. Diese wird, den Entitäten entsprechend, um Daten weiterer Quellen, allen voran Crossref. Aber auch auf ORCID (Open Researcher and Contributor ID), ROR (Research Organization Registry), DOAJ (Directory of Open Access Journals), Wikidata u. a. wird zur Vervollständigung des Datenangebots und Verbesserung der Datenqualität zurückgegriffen. Neue Publikationen werden über Crossref anhand der DOIs identifiziert und in den Datensatz eingespeist. Dieser umfasst nach Angaben der Betreibenden von OpenAlex aktuell über 200 Millionen Works und wächst täglich um etwa 50.000.
OpenAlex ging bereits Anfang 2022 in den öffentlichen Betrieb über, allerdings zunächst im Minimalausbau und nur via API abrufbar. Die Entwicklung eines öffentlich zugänglichen Webinterface läuft aktuell noch (einen ersten Eindruck bietet dieses “sneak preview”). Gleiches gilt für andere Bausteine. Ganz im Einklang mit dem Anspruch der “Openness” kommuniziert OpenAlex seine Entwicklungsschritte und berücksichtigt Feedback aus der Community. Bis das Webinterface bereitsteht, wird diese Community eher technisch versierte Anwender*innen umfassen. Für viele potenzielle Anwender*innen aus der bibliothekarischen Praxis dürfte die Beschränkung des Zugriffs auf die Datenbasis auf API und Download eine entscheidende Hürde darstellen. Wenn die Weboberfläche im September 2022 wie geplant bereitgestellt wird, dürfte sich die Aufmerksamkeit auf und Nutzung von OpenAlex deutlich erhöhen.
OpenAlex verspricht, was lange Zeit schon Not tut: ein global angelegtes, offenes und nachhaltiges System zur Abbildung von Forschungsprozessen anhand der über die Entitätenstypen abgebildeten Dimensionen. Dieses Versprechen stand freilich bereits 2016 für den MAG im Raum. Wirklich beurteilen lässt sich auch OpenAlex und seine Leistungsfähigkeit in der aktuellen Fassung naturgemäß noch nicht.
Dafür, dass der Start des Dienstes erst ein halbes Jahr zurückliegt und das Projektteam eine beachtliche Geschwindigkeit vorlegt, ist etwas Geduld sicher angezeigt. Angesichts der beachtlichen Datenmengen und -komplexität stehen ohnehin große Herausforderungen hinsichtlich Konzeption und Betrieb im Raum. Es lohnt sich daher auf jeden Fall, Augen und Ohren hinsichtlich OpenAlex offenzuhalten. Denn möglicherweise – beziehungsweise hoffentlich – wird OpenAlex für die Community bald eine offene Alternative zu großen kommerziellen Playern darstellen, die zugleich problematischen Entwicklungen im kommerziellen Sektor, wie etwa der des Wissenschaftstrackings, etwas entgegensetzen kann.